Die F-4F "Phantom II"

Da Studien gezeigt hatten, daß durch Verschleiß und Materialermüdung bei den Einsatzmaschinen spätestens Mitte der 70er-Jahre mit einem überaus schlechten Klarstandniveau zu rechnen sein würde, begann die Luftwaffe bereits Mitte der 60er Jahre mit der Planung eines Nachfolgemusters für den F-104G „Starfighter“. Darüber hinaus verfügte die vorhandene Aufklärervariante des „Starfighters“ weder über eine Nacht- noch über eine Allwetterfähigkeit. Die Luftwaffenführung beschloß deshalb bereits 1968, die RF-104G durch 88 fabrikneue RF-4E „Phantom II“ von McDonnell Douglas zu ersetzen; mit der Möglichkeit der Erweiterung des Aufgabenpaketes.
Die Erringung der Luftüberlegenheit, eine zwingende Forderung für Luftstreitkräfte, vermochte der F-104G „Starfighter“ mit seinem einfachen Radar, seiner geringeren Reichweite und seiner unzureichenden Wendigkeit Anfang der 70er-Jahre nicht mehr zu erfüllen. Nach dem Abschluss mehrerer Auswahlverfahren mit diversen Nachfolgekandidaten, unterzeichnete die Bundesrepublik Deutschland schließlich einen Kaufvertrag über 175 F-4F „Phantom II“ von McDonnell Douglas im Gesamtmaterialwert von 820 Millionen DM, um zunächst die Jagdverbände auf diese Maschinen umzurüsten. Ab dem 7. März 1974 wurde das Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ in Wittmund als erster Jagdverband und später auch das Jagdgeschwader 74 „Mölders“ in Neuburg/Donau mit der neuen F-4F „Phantom“ ausgerüstet. Durch die Verzögerungen bei der Einführung des nuklearfähigen Kampfflugzeugs „Tornado“ erhielten auch bestimmte Jagdbomberverbände die F-4F „Phantom“. Strategische Standortfragen sowie die entscheidende Tatsache, dass die F-4F „Phantom“ nicht ausgerüstet war, einen taktischen Nuklearangriff auszuführen, bestimmten die Auswahl der mit der „Phantom“ auszurüstenden Verbände.
 
Die 37+01 auf der Hopstener Runway im Jahre 1977. Foto: Spotter2000
 
Foto: Spotter2000
Diese Überlegungen, die relative Nähe des Fliegerhorstes Hopsten zum "Eisernen Vorhang" und auch die bereits 1972 aufgegebene „Strike-Rolle“ des JaboG 36 führten wohl letztendlich dazu den F-104G „Starfighter“ durch die F-4F „Phantom“ zu ersetzen.
Zehn Jahre F-104G-Geschichte sollten nun in Hopsten ihrem Ende entgegen gehen. Etwa 100.000 Flugstunden, die etwa 74 Millionen zurückgelegten Kilometern entsprechen, wurden in dieser Zeit geleistet.
Bereits im September 1974. während des dritten „Tages der offenen Tür“, konnten rund 80.000 Gäste des Geschwaders das kommende Waffensystem des JaboG 36 erleben, denn die ersten „Phantoms“ der Luftwaffe waren schon unter den Gastflugzeugen.
Es sollte jedoch noch vier Monate dauern, bis die erste F-4F „Phantom“ des JaboG 36 in Hopsten auf der NATO-Basis landete. Am 4. Februar 1975 war es dann soweit und der damalige Geschwaderkommodore, Oberst Winfried Schwenke, brachte die mit der taktischen Kennung 37+97 versehene F-4F „Phantom“ nach Hopsten.
Bedingt durch die Mehrfachrollenfähigkeit der F-4F „Phantom“ bekam das JaboG 36 ab diesem Zeitpunkt erstmalig in seiner Geschichte auch den Einsatzauftrag „Luftverteidigung“ als Sekundärrolle zugewiesen. Die neue Aufgabenstellung des Verbandes zeigte sich auch in der notwendig gewordenen Veränderung der Personalstruktur.
   
Verfügte das JaboG 36 bis 1971 über 1.800 Soldaten, einschließlich etwa 60 Flugzeugführern, sowie über 450 Zivilangestellte, so forderte das neue Waffensystem F-4F „Phantom“ mit dem zusätzlichen Einsatz so genannter „Kampfbeobachter (KBO)“, die später „Waffensystemoffiziere (WSO)“ genannt wurden, eine Aufstockung des Personalansatzes. Beide fliegenden Staffeln setzten sich von nun an aus jeweils drei Gruppen mit je sieben Flugzeugführern und Waffensystemoffizieren zusammen. Der Gesamtbestand des zur Durchführung des Flugbetriebes notwendigen Personals wuchs auf insgesamt 2.300 Soldaten und zivile Mitarbeiter an.
 
 
 
 
 
       
Stab Fliegende Gruppe JaboG 36